Spuren des Kalten Krieges

Nicht nur der Zweite Weltkrieg hat seine Spuren hinterlassen, auch der Kalte Krieg, der in ideologischem Gegensatz und hegemonialer Konkurenz der beiden großen Machtblöcke seinen Ursprung findet, hat ebenso seine Zeugnisse hinterlassen.

Aufgrund der exponierten Lage des Landes, angrenzend an mehrere Staaten des Warschauer Pakts, und auch geografisch für Angriffe von Ost nach West bzw. von Ost nach Süd als Durchmarschgebiet geeignet, musste man sich schon früh Gedanken über die Möglichkeiten zu Abwehr und Verteidung machen. Erst in den 1970er Jahren wurde unter General Emil Spannocchi das Konzept der Raumverteidigung entwickelt und ab 1978 auch in Kraft gesetzt. Ziel war es, die übermächtigen Angriffskräfte des Warschauer Pakts nicht an der Landesgrenze aufhalten zu wollen, sondern entlang der möglichen Bewegungslinien in so genannten Schlüssel- und Raumsicherungszonen an geeigneten Positionen mehrfach anzugreifen, also zu verzögern und abzunutzen. Erklärtes Ziel war es, dem Angreifer den Preis so hoch wie möglich zu machen, sowohl hinsichtlich materiellen als auch Zeitverlusten, und ihn im Idealfall davon abzuhalten überhaupt durch Österreich zu gehen. Anmerken muss man auch, dass diese Planungen sehr umfänglich, detailliert und ernsthaft waren, auch die Ausstattung und Mannstärke wären hier durchaus wirksam gewesen, dass war damals auch den Truppen des Warschauer Pakts bekannt.

Man sieht in obiger Grafik Hauptstoßrichtungen aus Richtung Ost, die Hauptachsen Ost-West und Ost-Süd sind klar ersichtlich. Daher finden sich auch für beide Achsen Beispiele für vorbereitete Verteidigungspositionen. In beiden Fällen handelt es sich um Sperren, die nicht nur mechanisch wirken sollten, solche wären schnell überwunden gewesen. Militärische Sperren sind immer durch Feuer überwacht, d.h. sobald der Angreifer zum Stehen kommt wird er angegriffen.

Sperre an der L4085 zwischen Bad Sauerbrunn und Neudörfl, Achse Ost-West

Unscheinbar im Wald versteckt befinden sich noch Reste einer Verteidigungsstellung, die der Überwachung eine Sperranlage, einer sog. Stecksperre, diente. Dabei wurden Stahlträger in mehreren Reihen senkrecht in vorbereitete Öffnungen in der Fahrbahn gesteckt. Diese sind nicht mehr vorhanden, aber im zweiten Beispiel kann man sie noch sehen.

Man hat hier eine kleine Bunkeranlage gebaut, vermutlich bestückt mit einer PaK oder rPaK Waffe zur Panzerabwehr. Es gibt auch zwei Einstiege in einen vermutlich unter dem Wall liegenden Raum, ich bin aber mangels Licht nicht abgestiegen. Werde das gelegentlich nachholen, die Neugierde, Sie wissen schon.

Zwei Dinge fallen noch auf. Es gibt eine (verschüttete?) Öffnung nach oben, und auch ist keine Öffnung für die Bewaffnung zu erkennen. Beides lässt sich vielleicht bei einer Begehung des Inneren klären. Der Unterschied in der Oberfläche des Material lässt zumindest vermuten, dass eine Waffenöffnung zugemauert wurde.

Sperre an der B54 bei Seebenstein, Achse Ost-Süd

Die zweite Anlage, eine Stecksperre die noch erkennbar ist, hat mittlerweile schon Seltenheitswert. Viele dieser vorbereiteten Öffnungen wurden über die Jahrzehnte bei Sanierungen der Straßen verschlossen oder entfernt. Bei dieser Sperre gibt es offenbar keine befestigte Verteidigungsstellung, hier waren vermutlich bewegliche (Panzerabwehr)Kräfte eingesetzt, die sich nach einem Angriff rasch abgesetzt hätten.

Derartige Sperren waren früher vielfach auf bedeutenden Bewegungslinien an natürlichen Engstellen, vor Tunnels, o.ä. vorbereitet. Oft lagen die benötigten Stahlträger in Holzkisten gleich daneben, damit die vor Ort eingesetzten Kräft rasch agieren konnten.

Wo keine Stecksperren vorbereitet waren lagen auch oft sog. Panzerigel direkt neben der Fahrbahn um schnell eine mobile Sperre aufbauen zu können und mit beweglich eingesetzten Kräften zu überwachen. Diese Panzerigel sind aber auch schon überall verschwunden, die umfangreichen Bestände sind nun u.a. entlang des Truppenübungsplatzes Großmittel und des Flugfeldes in Wiener Neustadt zu finden.

Quellen:
Alle Fotos vom Autor
Skizze Angriffsplanungen aus „Geländebefahrbarkeit der Schlüsselzone 35“, H. Häusler, 2013

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert