Oder: Die Auswirkungen der Materialspannung an Kanten und Übergängen
Jeder kennt diese Situation. Es ist Silvester, kurz vor Mitternacht, die Menge dürstet nach Schaumwein und es ist nur ein Säbel zur Hand. Kein Probem, denn angeblich schon seit napoleonischen Zeiten wird, nicht nur in Frankreich, das Sabrieren, d.h. das Öffnen von Champagnerflaschen mit dem Säbel (franz. Sabre) mittels „Köpfen“ der Flasche praktiziert. Der Korken verbleibt dabei im Flaschenhals, das Glas bricht an der Stelle der höchsten Spannung im Material direkt am Übergang zum Wulst an der Öffnung.
Ich kannte das bisher nur aus Filmen oder komödiantisch interpretiert, habe es aber diesen Silvester selbst ausprobiert. Bestärkt von einem guten Freund, Doktor des Maschinenbaus und damit Experte, sollte ich eine Sektflasche köpfen. Er meinte noch, ich solle einfach ein Buttermesser nehmen, das funktioniere auch – hat mich aber nicht ganz überzeugt. Ein mittelgroßes Kochmesser sollte es werden, und so ist es gelaufen:
Mit konsequenter Bewegung und der richtigen Köperhaltung klappt es gleich beim ersten Mal!
Meine Tipps zur selbst ausprobieren: Drahtkorb und Papier/Folie vom Flaschenhals entfernen, Messerrücken an der Flasche im spitzen Winkel ansetzen und zügig entlang des Glases zum Faschenhals ziehen. Treffen soll es genau den Wulst an der Öffnung, nicht den Korken. Wenn man eine Längsnaht an der (Pressglas)Flasche erkennen kann, dann genau die Schnittstelle mit dem Wulst anvisieren, das ist angeblich der schwächste Punkt. Wenn alles gut geht fällt der Flaschenkopf ab, der austretende Sekt spült etwaige Glassplitter weg und dem Genuß steht nicht mehr im Wege!

Und das Teil kann man dann als Erinnerung bzw. Trophäe aufbewahren.
Nächstes Jahr dann mit dem Buttermesser, oder dem Boden eines Sektglases, aber das ist nur für echte Profis.
Foto und Video: Autor
* * *