Dichlordiphenyltrichlorethan

Beim Entsorgen meiner Bestände an diversen Chemikalien aus meiner Zeit des Hobby-Chemie-Labors bin ich auf ein altes Fläschchen mit dem berühmt-berüchtigten Pestizid DDT gestoßen, in diesem Fall ein Mischpräparat. Noch original verpackt und mit vielem Positiven bedruckt, jedoch mit keinerlei Sicherheits- oder Gefahrenhinweisen.

Soweit ich mich erinnere, stammt es aus dem ehemligen Bestand meines Großvaters. Spritzmittel wurden damals im privaten Obstbau offenbar noch ungeniert eingesetzt, er hatte viele Fläschchen solcher Art. Das gegegständliche Fläschchen wurde laut Etikett von der Firma Eugen Tschapek in Wien 16 erzeugt. Das Familienunternehmen gibt es übrigens, nach Verkauf der Produktion (vermutlich in den 1970er oder 1980er Jahren) unter dem Namen ESOL Jäger in Wien 13 immer noch.

Zu den Fakten: Als Pestizd 1939 entdeckt ist DDT als „Giftig beim Verschlucken und bei Hautkontakt“, „Kann vermutlich Krebs erzeugen“ „Schädigt die Organe“ sowie als „Sehr giftig für Wasserorganismen“ eingestuft. Abgesehen von den langfristigen massiven Schäden in der Tierwelt und deren Nahrungsketten täte ein Warnhinweis also dringend not. Aber soweit war man damals noch nicht, die Folgen des Einsatzes waren nicht bekannt oder wurden nicht ernst genommen. Das Mittel wurde u.a. für die Entlausung und Entwesung von Millionen Soldaten im Zweiten Weltkrieg eingesetzt. Es wurde dabei in Pulverform einfach unter und zwischen die Kleidung gesprüht. Ebenfall zu dieser Zeit wurde es auch massiv zur Malariabekämpfung am pazifischen Kriegsschauplatz verwendet. Jedenfalls waren die Folgen des massenhaften Einsatzes in Land- und Forstwirtschaft massiv schädigend für Tier und auch Mensch. Verboten wurde der Einsatz in den USA Ende 1972, in Österreich erst 1992 (!).

DDT und die Folgen auf Mensch und Tier – Das Buch „Silent Spring“

In diesem Zusammenhang habe ich auch ein passendes Buch aus meinem Bestand wieder in die Hand genommen.

Das 1962 erschienene Buch der Biologin Rachel Carson zeigt auf erschreckende Weise viele Folgen des massiven und großflächigen Einsatzes von DDT in den USA ab den 1950er Jahren auf. Der Verlust nahezu ganzer Singvögelbestände nach dem Einsatz von Sprühflugzeugen ist noch das plakativste Symptom, aber auch viele andere Tiere, vor allem Wasserlebewesen und Insekten, wurde stark geschädigt und fast ausgerottet. Und nicht zuletzt die Aufnahme und Anreicherung in die Nahrungskette sowie das Fettgewebe vieler Tiere hat die Verbreitung und Schädigung stark ausgeweitet.

In zahlreiche Kapiteln gegliedert schildert Carson die Entwicklung und die Hintergründe des Pestizideinsatzes insgesamt ebenso wie die schrecklichen und lang anhaltenden Folgen anhand vieler Beispiele. Ebenso beschrieben wird die aufkommende Gegenwehr der Bevölkerung, was auch einen wichtigen Beitrag zum Entstehen einer Umweltbewegung in den USA geleistet hat.

Das Buch ist jedenfalls zu empfehlen. Die nüchterne Schilderung des haarsträubend großflächigen Einsatzes des Pestizids sowie der schrecklichen Folgen auf die Umwelt hinterlassen ein sehr nachdenkliches Gefühl – was alles für so viele Jahre trotz der offenkundigen Folgen möglich war.

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