Ein ebenso faszinierendes wie erschreckendes Thema ist die Entdeckung und Entwicklung der Atomenergie zu Zwecken der Energiegewinnung und der Massenvernichtung. Ich möchte hier einige Bücher empfehlen, die verschiedene Seiten des Themas populärwissenschaftlich zeigen, namentlich die deutsche und amerikanische sowie eine romanartige Aufarbeitung. Ein paar weitere Buchtipps zum Thema kommen dann noch am Ende.
Atomenergie und ihre Verwertung im Kriege
Offizieller Bericht über die Entwicklung der Atombombe von Henry DeWolf Smyth, übersetzt vom Physiker Prof. Dr. Dessauer

Veröffentlicht schon 1945 im Verlag der Princeton University wollte das amerikanische Kriegsministerium durch die Stimme des Leiters des Manhattan Projects, Major General Leslie R. Groves, zeigen, was im Zuge der Entwicklung der Atombombe auf Seiten des amerikanischen Militärs und der Industrie geleistet wurde. Die Anstrengungen und die vollständige und kompromisslose Zuwendung zum gesetzten Ziel die Bombe möglichst schnell und vor den Deutschen zu besitzen erschließt sich sehr deutlich, auch wenn aus Gründen der Geheimhaltung viele technologische Details fehlen. Als Einblick in den schon damals gigantischen militärisch-industriellen Komplex aber sehr interessant und lesenswert.
Die Uranmaschine
Mythos und Wirklichkeit der deutschen Atombombe
Vom Wissenschaftshistoriker Mark Walker, veröffentlicht 1989 über Cambridge University Press

Das Buch basiert auf einer Dissertation an der Princeton University zum Thema und beschreibt sehr detailliert vor allem den zeitlichen Ablauf der sowohl wissenschaftlichen Entdeckungen und Entwicklungen sowie den politischen Plänen und Rahmenbedingungen. Ein fundiertes Standardwerk, das aber aufgrund seiner Überfrachtung mit Details mitunter schwierig zu lesen ist.
Der Leser erfährt aber vor allem eines, nämlich die gänzlich andere Dimension und Ausrichtung des deutschen Atomprogrammes. Nicht zuletzt durch die im Krieg fehlenden Möglichkeiten hatte man sich, trotz Kenntnis der Möglichkeiten der militärischen Nutzung, für die Erforschung und Entwicklung der sogenannten Uranmaschine, also der Nutzung zur Energiegewinnung, entschieden.
Atom
Roman von Karl Aloys Schenzinger
Veröffentlicht 1950

Hier sind wir in einer anderen Liga unterwegs. Romanartig aufgebaut beschreibt das Buch in drei Abschnitten die Annäherung des Menschen an das Atom. Beginnend mit der Antike und der Begriffsbildung des Wortes Atomos über die Entdeckung des Radiums durch Marie Curie bis zum Manhattan Projekt und der daraus entstehenden Atombombe wird der Bogen thematisch weit gespannt. In seiner teilweise recht speziellen Sprache versteht es der Autor dennoch, eine Bild der Entwicklung zu vermitteln und ein durchaus fesselndes Buch vorzulegen. Und: Die gewisse Neigung des Autors zu NS-Propaganda-Themen in seiner Vergangenheit ist hier nicht auszumachen, das Buch kann und soll man davon losgelöst lesen.
Und an weiterer Literatur zu dem Thema, abseits klassisch technisch-naturwissenschaftlicher Werke wären noch diese anzumerken:
Atom-Zertrümmerung
Von Hans-Joachim Flechtner
Veröffentlicht 1940

Interessant vor allem aufgrund des Zeitpunkts der Veröffentlichung. Noch vor der Zuspitzung der Entwicklung wurde versucht, populärwissenschaftlich die Hintergründe des Atomaufbaus und die Möglichkeiten zur Nutzung dieses Wissens darzulegen. Noch ganz ohne Bombe.
Der Nukleare Traum
Die Geschichte der deutschen Atomkraft
Bernhard Ludewig, 2020

Das einzige der Bücher, das ich (noch) nicht besitze, aber sehr interessant finde. Ein monumentaler Bildband zur friedlichen Nutzung der Kernenergie in Deutschland. Bilder von Kraftwerken, Kühltürmen, Kontrollräumen und anderen imposanten Einrichtungen der Atomwirtschaft. Sehenswert.
Gerade erst (leider) entsorgt: einen überhaupt-gar-nicht-monumentalen, eher etwas ungewollt satirisch wirkenden Gratis-Bildband der dt. Atomindustrie. Nichteinmal der Name fällt mir ein – aber in den Neunzigern konnte man das Ding gratis anfordern, was natürlich sofort (ironisch) gemacht wurde. Hochglanz, DIN A4… und vom Layout her so ein bisschen wie die alten HB-Reiseführer-Hefterl. Die Fotos waren teilweise etwas loriot-esque – zumindest dem Titelbild hätte ein „Und dann macht es puff und alle Kühe fallen um“ durchaus gut gestanden.
Schön mal wieder was von dir zu lesen! In dieser Dekade noch gar nicht vorbeigestolpert hier – was nun unter „Versäumnis“ abgeheftet ist.
Hey, danke für Dein Vorbeikommen und den Kommentar!
Vielleicht finde ich das erwähnte Hefterl ja irgendwo antiquarisch, bin neugierig.