Inspiriert von diesem Beitrag auf der insgesamt sehr interessanten, lehr- wie umfangreichen Webseite „Analoge Fotografie“ habe ich mir eine gebrauchte Kleinbild Messucherkamera angeschafft. Das gute Stück wurde von Agfa 1970 auf den Markt gebracht, hört auf den schönen Namen Selectronic S Sensor und sieht so aus:
Die Kamera zeichnet sich u.a. aus durch ihr ziemlich gutes Objektiv (ein Solinar 1:2,8/45, ein vierlinsiges Objektiv, ähnlich dem Zeiss Tessar aufgebaut), dem unkonventionellen Spannhebel auf der linken Unterseite und dem markanten roten Auslöser für sanftes Auslösen. Dazu im Sucher eine Belichtungsmessung mit Blendenanzeige und Zeiger für die Belichtungszeit sowie das Feld für den Mischbild-Entfernungsmesser.
Leider zeigte sich bei den ersten Tests mit Film, dass der Filmtransport Probleme macht. Nach einigen Auslösungen wurde der Spannhebel schwergängig, beim Filmtransport ist dann die Perforation gerissen und danach geht nichts mehr. Man belichtet sozusagen alle Aufnahmen auf die selbe Stelle ohne das man es bemerkt. Ich habe dann ein wenig recherchiert und auch dank einiger Tipps herausgefunden, wo das Problem liegen könnte. Offenbar neigt dieses Modell dazu, dass die Mechanik des Filmtransportes nach den vielen Jahren u.a. durch verharztes Öl schwergängig wird und dadurch die erwähnten Probleme auftauchen. Der Sache wollte ich auf den Grund gehen und die Kamera möglichst wieder funktional machen.
Dazu musste natürlich das Gehäuse der Kamera geöffnet werden, und das geht kaum ohne Spezialwerkzeug und Vorbehandlung der Schraube mit wenig WD40 Öl. Die Schraube am Spannhebel lässt sich ohne einen sogenannten „Spanner“ oder „Spanner Wrench“ (für unter 20 Euro erhältlich) nicht ohne Gewalt öffnen. Hier ein paar Bilder davon wie die pure Mechanik dieser Zeit aussieht:
Auf den erste Blick sieht ja alles sehr gut und sauber aus, aber im Zusammenspiel der Zahnräder und in den Lagerungen und Führungen hat sich dennoch vermutlich verharztes Öl abgelagert. Ich habe zuerst versucht, an einigen Stellen die Ablagerungen mit Isopropanol zu lösen, und dann ganz wenig WD40 Öl aufgebracht. Für beides habe ich Zahnstocher benutzt, damit konnte ich auch geringe Mengen zielgenau aufbringen. Danach ließ sich die Mechanik des Spannens und Rückspulens wieder deutlich leichter bedienen.
Ein ausführlicher Test mit Film steht noch bevor, gegebenenfalls muss die Prozedur wiederholt oder auf andere Bereiche ausgedehnt werden, aber ich denke die Bastelei zahlt sich aus. Denn die Kamera ist super zum immer dabei haben, einfach zu bedienen und mit der Belichtungsmessung auch schon ein Stück weit automatisiert. Ein voll manuelle Einstellung ist nicht möglich, jedoch kann man über den Umweg der ISO-Einstellung auch bei der einzelnen Aufnahme auf die Belichtung Einfluss nehmen.
Und ja, sie macht auch gute Fotos. Ich habe hier ein paar Testaufnahmen einer spontan aufgetauchten Nebelstimmung im Wald gemacht, bin nur kurz mit dem Auto stehen geblieben und habe drauf gehalten (mit geschätzter Zoneneinstellung der Entfernung). Da mir die Bilder gefallen haben, habe ich die Aufnahmen auch auf Papier vergrößert (bisschen Gradationssplit, sonst keine Beeinflussung) und diese dann gescant:
Servus Martin,
Ist ja schon ein brauchbares und ansehnliches Ergebnis! Da will man ja noch mehr davon sehen!
LG Günther