Schon vor einigen Jahren bin ich auf ein antiquarisches Buch zum Thema „Blut- und Säftereinigung“ gestoßen. Insbesondere das Kapitel über das Reibebad hat mich fasziniert, nicht zuletzt aufgrund der durchaus auch misszuverstehenden Anleitungen zur Durchführung der verschiedenen Reibebäder. Aber sehen sie selbst:
Das Rumpfreibebad


„Man wäscht seinen Unterleib vom Nabel bis zur Schamgegend abwärts und seitwärts, wobei man mit einem Waschlappen unter Wasser unentwegt hin- und herreibt. Die Leistengegend bis zum After, die äußeren Geschlechtsteile, insbesondere der Unterbauch, über den in langen Zügen hin und hergestrichen wird, sollen bearbeitet werden“
Das Reibesitzbad für Frauen

„Die Badende taucht einen Naturschwamm oder ein altes lockeres Leinentuch in das Wasser und spült damit, möglichst viel Wasser hochnehmend, leicht von unten nach aufwärts streichend, über die äußeren Geschlechtsteile; diese werden ständig bespült, auch sanft hin- und hergewaschen, nicht jedoch kräftig gerieben. Erst wer erfahren hat, worauf es ankommt, darf während des Bades lesen (Studentinnen lernen dabei, weil der Kopf freier und aufnahmefähiger wird).“
Das Reibesitzbad für Männer

„Das männliche Glied wird zum Wasser hingehalten, und zwar so, daß zwei bis drei Finger die Vorhaut, die über die Eichel nach vorn geschoben wird, vor der Eichel zusammenhalten; dadurch ist die Eichel vollständig überdeckt. Die vorgestülpte, nun wulstartig gefaltete Vorhaut wird jetzt unter Wasser leicht mit einem Leinentuch 15-20-30 Minuten lang gewaschen oder zart hin und hergerieben. Auch der übrige Geschlechtsteil kann zeitweilig mitgewaschen werden (…)“
Hintergrund und Einordnung
Das Reibebad als Teil der Hydrotherapie, einem Teil der klassischen Naturheilkunde, sollte wie auch andere Wasserbehandlungen (Wassertreten, Güsse, Bäder, Dämpfe, Wickel usw.) die Entschlackung und Entgiftung des Körpers fördern und gegen zahlreiche akute und chronische Beschwerden helfen. Auch eine Abhärtung durch den Einsatz von kaltem Wasser oder der Einsatz von sehr heißem Wasser war möglich. Die Erfindung des Reibebades wird Louis Kuhne (*1835 +1901), einem Zeitgenossen von Sebastian Kneipp, zugeschrieben
Das betreffende Buch wurde von Dr. med. Erich Rauch (*1922 +2003) verfasst, einem österreichischen Arzt, der auch die so genannte Franz Xaver Mayr-Kur maßgeblich förderte. Auch diese sollte durch leicht verdauliche, monotone Ernährung und milde Abführung eine Entschlackung und Reinigung des Körpers erzielen. Meine Ausgabe des Buches ist übrigens aus dem Jahr 1998, neuer als es der Text und die Techniken vermuten lassen, und beschreibt auch noch zahlreiche andere Praktiken.
Die erwähnten Methoden und Techniken der Naturheilkunde sind natürlich allesamt schulmedizinisch und naturwissenschaftlich in keiner Weise in ihrer Wirkung belegt, wie auch Homöopathie, Energetik oder andere „alternative“ Methoden. Ich selbst bin überzeugter Anhänger der (Natur)Wissenschaft und betrachte das alles nur aus Neugier und einer gewissen Faszination. Wer tiefer in das Buch und die Themen eintauchen will – es ist antiquarisch sicher noch zu finden:
Quelle Text und Bilder:
Dr. med. Erich Rauch
Blut-und Säftereinigung, Milde Ableitungskur
21. Auflage 1998, Verlag Haug
ISBN 9783776016789
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